Dienstag, 11. Oktober 2011

Herr Mayer und der Staatstrojaner

Wie ihr sicher schon mitbekommen habt, hat der CCC einen der in Deutschland eingesetzten Trojaner geknackt. Im Moment wird das von Minute zu Minute peinlicher für den Deutschen Staat. Hier eine Zusammenfassung für Nichteingeweihte...
Zuerst einmal: Was ist ein Trojaner? Die Bezeichnung Trojaner spielt auf das Trojanische Pferd an und meint damit ein Stück Software, das durch eine List eingeschleust wurde. Naja, das ganze ist zwar in Wirklichkeit etwas komplizierter, für diesen Blogeintrag reichts aber zum Verständnis. (Und die Tatsache, daß eigentlich die Griechen das besagte Pferd gebaut haben und es deshalb eigentlich ein griechisches Pferd war lassen wir auch ausser Acht).
Äh, nein, das wird jetzt zu kompliziert. Ich versuch das mal so zu formulieren, daß das auch fürs Kinderfernsehen tauglich ist (damit das auch unsere Politiker verstehen):
Das ist Herr Mayer. Herr Mayer ist Polizist und möchte seinen Nachbarn abhören, den Boris, ein angeblicher Drogendealer. Klingt unglaublich, ist aber so. Weil Herr Mayer aber von dem bösen Richter keinen Durchsuchungsbefehl (sondern nur die Erlaubnis, Telefon und Skype abzuhören) bekommt, lässt er eine Firma einen Trojaner schreiben. Die Firma verlangt dafür viele Millionen Euro. Herr Mayer überweist das Geld und bekommt dafür eine Software. Diese Software ist sehr schlecht geschrieben, was Herr Mayer aber nicht bemerkt. Herr Mayer installiert wärend einer Zollüberprüfung am Flughafen die Software auf den Laptop von Boris.
Kurz darauf bekommt Boris eine Anzeige und muss zum Richter. Der Richter zeigt Boris über 60.000 Bildschirmfotos, sogenannte Screenshots. Boris bekommt eine Strafe und der Herr Mayer freut sich.
Zwei Jahre später schauen sich die bösen Hacker vom Berliner Chaos Computer Club die Festplatte von Boris an. Sie finden die Software, die Herr Mayer damals am Flughafen installiert hat. Die bösen Hacker finden heraus, daß die Software mehr kann, als der Richter erlaubt hat. Sie schreiben die Presse an. Kurz darauf erscheinen böse Zeitungsartikel. Herr Mayer ist nicht glücklich.
Noch drei Jahre später, es ist mittlerweile 2014. Herr Mayer darf nicht mehr als Polizist arbeiten. Aber er ist wieder glücklich. Herr Mayer ist ja jetzt in Frühpension. Ausserdem arbeitet er jetzt als "Berater" für die Softwarefirma und hat sich ein Buch schreiben lassen. In diesem Buch ist er der große Held und bekämpft Drogendealer. In diesem Buch gibt es keine bösen Richter oder Hacker. Und auch keine Presse.

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