Mittwoch, 20. April 2011

Wirtschaftskrise 2011/2012

Laut unseren Politikern, Bankmanagern und Börsenspekulanten geht’s der Wirtschaft ja wieder suuuper. Ich lehne mich hier mal aus dem Fenster und prognostiziere eine neue (neu auflebende) Wirtschaftkrise mit Beginn im 4. Quartal 2011.

Das ganze ist etwas kompliziert, ihr solltet also auch die verlinkten Seiten lesen…

Der US-Finanzmarkt wird derzeit stark von der “Fed”, GPC 4-18-4also der Federal Reserve (=US Zentralbank) gepusht. Sprich, die drucken da massiv Geld. Auf dieser Seite gibt es da zwei anschauliche Grafiken und eine Beschreibung. Die relevante Grafik hab ich mal hier ins Blog kopiert. Wenn ich den Wikipedia-Artikel nicht falsch verstehe, geht es um die “Monetary Base”, also um das um Umlauf befindliche Geld. Und die Grafik sagt aus, daß die USA seit Jahresanfang so knapp 500 Milliarden US-Dollar neu in Umlauf gebracht haben - also entweder gedruckt oder virtuell als Kredit vergeben.

Nun funktioniert es ja nicht so, daß ein Staat einfach mehr Geld drucken kann um seine Schulden im Ausland abzubezahlen. Geld hat nämlich – anderslautender Meinungen zum Trotz – keinen realen Wert sondern nur einen virtuellen. Dieser virtuelle Wert wird – vereinfacht gesagt - von anderen Werten abgeleitet. Erstens dem real zugrunde liegendem Wert der Wirtschaftsleistung und Immobilien und ähnlichem. Und zweitens der Geldmenge die im Umlauf ist. Als Formel könnte man das so schreiben:

Geldwert = Wirtschaft/Geldmenge

Das Geld an sich ist im Prinzip nur eine vereinfachte Form, Produkte und Arbeitsleistung mit Mitmenschen zu tauschen und erlaubt auch den Handel über dritte.

Wird jetzt mehr Geld in Umlauf gebracht und der Wert der Variable “Wirtschaft” ändert sich nicht, passt sich der Wert des Geldes automatisch an: Wenn es mehr Geld gibt als damit Produkte gekauft werden können steigt der Preis der Produkte an (Angebot und Nachfrage). Damit sinkt der reale Wert einer einzelnen Geldeinheit – das kennt ihr dann alle unter Inflation.

Schuldscheine sind eine urkundliche Verpflichtung, die Schulden beim Gläubiger zu begleichen. Das kennt ihr alle von Krediten bei der Bank. Aber auch Staaten stellen so etwas aus. Diese Schuldscheine gibt es in mehreren Formen und Varianten – aber das Prinzip ist das gleiche. Viele dieser Staats-Schuldscheine haben keine bestimmte Terminierung, sondern können vom Gläubiger bei Bedarf eingelöst werden. Wobei der Schuldner natürlich darauf hofft, die Schuldscheine nach dem im am besten passenden Terminplan  zurückkaufen zu können.

Für den (staatlichen) Gläubiger ist – je nach Wirtschaftssituation ein großer Gewinn drin. Und es hindert den Schuldner-Staat in Wirtschaftsblockaden, Einfuhrzöllen und dergleichen, da der Gläubiger-Staat jederzeit mit einer sofortigen Rückforderung drohen kann.

In vielen Fällen läuft so etwas komplett im Hintergrund ohne großes Aufsehen am Bürger außer Sicht vorbei – weil es ein normaler Vorgang ist. Beispiel: Staat X kauft in Österreich auf Schuldschein die Technologie, Maschinen und Technikerstunden für ein Wasserkraftwerk. Österreich liefert das und bekommt dann vom Staat X die Schuldscheine in Ratenzahlungen abgestottert (genauer gesagt kauft Staat X zu einem etwas höheren Preis die Schuldscheine zurück). Wenn Österreich ganz dringend Geld braucht um z.B. ein nie verwendetes Atomkraftwerk zu entsorgen, hat Österreich zwei Möglichkeiten: Die Schulden zu einem etwas geringeren Preis bei Staat X zurückzufordern (ein Verlustgeschäft) oder einen anderen Staat zu finden, der die Schuldscheine von Österreich abkauft (und damit zukünftige Zinsgewinne übernimmt). Ein ähnliches System mit anderen Termin-Bedingungen und Zinssetzungen sind Schatzbriefe (US: Treasuries). Allerdings ist damit ein ähnlicher Handel möglich.

Ein Staat, der gerade dringend Kapital benötigt ist Japan nach dem Erdbeben und der Atomkatastrophe in Fukushima. Laut diesem Artikel hat Japan 1.12 Billionen US-Dollar an Rücklagen, das meiste wahrscheinlich in US-Schatzbriefen und Schuldverschreibungen. Blöderweise sind ihre eigenen Staatsschulden bei 10 Billionen Dollar, ihr Bruttosozialprodukt aber nur bei 5 Billionen. Trotz immenser Produktivität haben die Japaner also praktisch kein Geld im Moment – und müssen jetzt riesige, zusätzliche Ausgaben für die nächsten Jahre einplanen, während sie gleichzeitig mit einem starken Rückgang des Bruttosozialproduktes für zumindest 2011 rechnen müssen (Stromausfälle, Umsiedelungen, Ernteausfall, Importverbote in vielen Ländern wegen der möglichen radioaktiven Verseuchung japanischer Produkte…).

Es ist also sehr wahrscheinlich, daß Japan viele der Schulden eintreiben wird müssen. Und einen Großteil der Schatzbriefe verkaufen. Durch so einen Großverkauf – der Markt wird praktisch mit den Dingern geflutet – sinkt unter Umständen der Wert. Und das kann sich negativ auf den US-Dollar auswirken.

Ein weiterer großer Faktor ist die weltweite Automobilindustrie. Derzeit werden so viele Fahrzeuge produziert wie nie zuvor. Und die gesamte Industrie ist dabei, Milliarden zu investieren um die Produktionskapazitäten weiter zu erhöhen. Die Frage, die sich stellt: Wer kauft diese ganzen Autos? Derzeit sieht es so aus, als daß die meisten Leute ihre Fahrzeuge durch neue ersetzen. Was allerdings auch bedeutet, daß in maximal einem Jahr oder so genug Neuwagen und neuwertige Gebrauchtwagen am Markt sind, um selbst im Fall einer “kleinen Wirtschaftskrise” (einer leichten Korrektur nach unten, die beim Konsumenten ein kleine Verunsicherung verursacht) die Automobilindustrie zum Stillstand zu bringen. Sprich, es sind genug neue und neuwertige Fahrzeuge am Markt, um den Großteil des fallenden Konsums abzudecken. Aus dem gleichen Grund gab es bei der letzten Krise in diversen Ländern eine Verschrottungs- oder Abwackprämie – um die Automobilindustrie zu fördern. Jetzt haben viele der beteiligten Staaten ein Finanzproblem und werden sich in den nächsten Jahren keine weitere Aktion in diese Richtung erlauben können. Auch vom Umweltschutz-Standpunkt gibt es für die Staaten kein Argument – die meisten Autos sind bereits neu und mit neuester Spritspar-Technologie ausgestattet.

Ein weiterer Punkt, der der Automobilindustrie (und in weiteren Kreisen der ganze Industrie) auf den Kopf fallen kann ist der Umgang mit den Mitarbeitern im Umfeld der letzten Krise. Viele Betriebe (inklusive mein Arbeitgeber) haben Kurzarbeit eingeführt, ältere Mitarbeiter in die Frühpension geschickt und auch Aktionen wie “freiwilliger Gehaltsverzicht” durchgeführt.

Im letzten Punkt, also dem “freiwilligen Gehaltsverzicht” ging es darum, daß Mitarbeiter “freiwillig” auf einen Teil ihres Gehaltes für ein Jahr lang verzichtet haben. Obwohl in vielen Betrieben die Krise weit weniger als ein Jahr gedauert hat, wurde der Gehaltsverzicht von den Firmen nicht abgebrochen. Und trotz teils hoher Jahresgewinne wurden keine Rückerstattungen, Prämien oder sonstige Annerkennungen ausgezahlt – zumindest nicht an die Mitarbeiter. Wenn man sich so durch Google-Suchergebnise quält, findet man zwar, daß mindestend 50% der Mitarbeiter meines Betriebes auf einen Teil ihres Gehaltes verzichtet haben, hier in Österreich waren es sogar 85%, aber: 2009 gab es offiziell einen Verlust, 2010 einen Gewinn von 1.2 Milliarden Dollar. Das Geld haben dann die Manager erhalten. Zwar gibt es mittlerweile ein leichtes Umdenken in den Manager-Reihen, doch der wirtschafliche Schaden ist angerichtet: Ob Mitarbeiter in der nächsten Krise nochmals freiwillig auf ihr Gehalt verzichten ist mehr als fraglich. Denn vom Gewinn der Firma werden sie nichts bekommen.

Auch das Vertrauen in Banken hat bei den Bürgern stark nachgelassen. Das aktuelle System ist so fragil, daß immer wieder Staaten private Banken retten müssen. So lange, bis ganze Staaten wie Island im Prinzip Konkurs gehen. Während gleichzeitig die Oberbosse des weltweiten Bankensystems – wie Goldman Sachs – riesige Gewinne schreiben. Gerade Goldman Sachs schrieb da interessante Schlagzeilen: Die haben sich (indirekt über AIG) natürlich so ein Bankenrettungsdings geholt, gleichzeitig aber einen Gewinn von 2.7 Milliarden Dollar gemacht und konnten damit die höchsten Bonuszahlungen in der 140-jährigen Firmengeschichte auszahlen. Und bevor ichs vergesse zu erwähnen, die haben 2009 auch ihr neues 43-stöckiges Luxus-Hauptquartier in Manhattan eröffnet (für den Bau haben die auch 30 Mille in Cash erhalten und durften 1 Milliarde Dollar steuerfrei investieren – auf Kosten des Steuerzahlers, versteht sich).

Ich könnte jetzt noch mehr Beispiele anführen, aber das könnt ihr euch selbst Googeln.

Fakt ist allerdings, daß das Vertrauen der Bürger in die Wirtschaft zurückgeht. Was bedeutet, daß auch das Vertrauen in die Währung fällt – der angenommene Wert der Währung sinkt – es wird weniger investiert – der Wert der Währung sinkt tatsäschlich. Tadaaa, wir haben eine höhere Inflation und damit bessere Vorraussetzungen für eine neue Wirtschaftskrise.

Kombiniert man das mit den anderen aufgeführten Faktoren (Anhebung des Inflationsrisikos durch Gelddrucken, Entwertung der Produkte durch Überproduktion, sinkende Produktionszahlen, sinkende Kaufkraft durch Inflation und höhere Arbeitslosigkeit) sind wir auch schon wieder Mitten in der nächsten Wirtschaftskrise. Und da wir noch nicht mal aus der letzten richtig raus sind, kann diese ein echter Knaller werden.

Hoffen wir nur, daß es nicht zur Hyperinflation kommt, so wie damals in der Weimarer Republik.  Damals konnte es passieren, daß sich der Preis einer Tasse Kaffee von der Bestellung bis zum Bezahlen mehr als verdoppelte


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